Ohenro Shikoku: Zu Fuss auf dem tausendjährigen Pilgerweg zu 88 buddhistischen Tempeln; 1200 km in 45 Tagen
Magst du die japanische Küche nicht,
bleib zu Hause, denn du bekommst nichts anderes zu Gesicht;
Falls die japanische Küche dir entspricht
Komm hierher, auch wenn man deine Sprache nicht spricht!
Seit ich erstmals vom Henro– oder Ohenro-michi Pilgerweg rund um die viertgrösste Insel Japans – Shikoku – gehört habe, und das ist mehr als ein Vierteljahrhundert her, bin ich fasziniert von der Idee, eines Tages dieser geheimnisvollen Spur zu folgen.
Heute weiss ich, dass dieser Jahrhunderte alte Fussweg rund 1200 km lang ist und dass unterwegs 88 buddhistische Tempel besucht sein wollen, welche wie an einer Perlenkette in unregelmässigen Abständen am Wegrand auf die Pilger warten. Inzwischen ist Shikoku durch Brücken mit der Hauptinsel Honshu verbunden. Damit ist diese als traditionell und eher rückständig gebrandmarkte Region der kumulierten Flächen der Kantone Waadt, Wallis, Tessin und Graubünden mehr und mehr hineingezogen in den hektischen japanischen Alltag. Das beschauliche Dasein ein paar umherziehender, weltfremder Exoten in Pilgerkleidern gehört daher wohl weitgehend der Vergangenheit an. Die meisten Japaner meistern den Henro-michi etappenweise und als organisierte Gruppen in Autobussen oder sonst wie motorisiert. Für Michiko und mich als Wanderer wird es wohl vor allem darum gehen, von solchen Light-Pilgern bei der Herberge-Suche unterwegs nicht benachteiligt zu werden.
25./26.2.2010
Anreise
Die B777-300ER der Emirates Airlines trägt mich von Zürich nach Dubai in sechs Stunden. Der dortige blitzblanke Flughafen gleicht im Passagierbereich einer einzigen Einkaufsstrasse mit 24 Stunden-Betrieb. Als Drehscheibe zwischen den Kontinenten Europa, Asien und Australien sind für den Reisenden Tag und Nacht kaum zu unterscheiden.
Als eine weitere B777-300 ER gegen halb vier Uhr morgens Lokalzeit Richtung Osaka entschwebt, vergeht nur kurze Zeit, bis die Morgenröte die Flugrichtung anzeigt. Bei der Landung in Japan ist es gegen sechs Uhr abends und dunkelt schon. Ausgerechnet als wir Shikoku überfliegen, schüttelt es unsere Maschine ununterbrochen durch. Wir erblicken den Heim-Turf für die nächsten Wochen erst in Bodennähe.
Die Ausländer werden in der Immigrationshalle durch einen Durchgang geschleust, der mit wärmempfindlichen Sensoren ausgerüstet ist. Beim Schalter der Einwanderungsbehörde wird jeder fotografiert und muss seine beiden Zeigfinger einscannen lassen. Unter der Kolonne Adresse in Japan schreibe ich Ohenro, was der Vorinspektor nicht versteht. Da er selber auf Shikoku lebt, ergeben sich ein kurzer Erklärungsversuch in seiner Sprache und daraus eine Kurzkonversation, die er dreimal neu aufnimmt, während ich in der Warteschlange stehe. Der Beamte am Schalter staunt, dass ich zwei Monate bleiben möchte, ohne eine feste Adresse. Schliesslich scheint er meinem Alter Respekt zu zollen und bohrt nicht weiter. Ob er verstanden und auch geglaubt hat, dass ich über tausend Kilometer zu Fuss unterwegs zu sein plane, ist nicht verbrieft.
Am Ausgang erwartet mich meine Frau Michiko, und wir verbringen die Nacht in Flughafennähe.
Tag |
Datum |
Unterkunft |
Tel# |
|
1 |
27.02.10 | Tabi no yado, Michishirube | 088-672-6171 | |
Schrittzahl |
km |
Besuchte Orte / Tempel Nr. | ||
20910 |
11 |
1,2,3,4,5 |
27.2.