PILGERWEG ZU 88 TEMPELN IN VERSFORM

Von Osaka in drei Stunden Busfahrt

Gelangen wir nach Shikoku an den Start

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Zuerst den Stopp noch beim Barbier

Der macht keine halben Sachen mir

Mit dem Rasierer fährt er durch die Locken

Mein Gott! Sind beide wir erschrocken!

Tabula rasa beim Barbier

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Minuten später steht er am Bahnhof parat:

Der Zug zu Tempel 1 setzt sich in Fahrt

Dort kaufen Pilgerhemd wir, Stock und Hut

Halt alles, was für Mönche so Not tut:

Ein Buch für die Bestätigung von jedem Tempel

In Kalligrafie gepinselt, versehen mit Stempel

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Dann ziehen wir los zu zweit

Bis Tempel 2 ist es nicht weit.

Schon stoppt ein Auto, die Scheiben runter

„Hier nehmt ein Fresspäckli und bleibt munter!“

Wir lernen, wenn Leute uns beschenken

Dann glauben sie, dass wir im Gebete an sie denken.

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Mit 20910 Schritten

Haben wir heute den Plan überschritten

5 Tempel und 11 km sind getan

Man holt uns ab von einem Ryokan

Und bringt uns tags darauf an die Stelle zurück

Und wünscht uns auf dem Weg viel Glück

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50000 Schritte Michikos Schrittzähler verbucht

Und weitere sechs Tempel sind besucht.

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Für den nächsten Tag braucht es viel Schnauf

Entweder geht’s hinunter oder steil hinauf

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Nach Tag 4 wir ein Tempel Inn betreten

Am Morgen darum alle das Herz-Sutra beten

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Schon sind fünf Tage zerronnen

Und wir sind zurück, wo die Reise begonnen

Denn viele Tempel, unbemerkt

Sind im Umkreis von Tokushima versteckt.

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Der Weg aus dieser Stadt eine Frechheit war

Enge Strassen, allzu oft ohne Trottoir

Dazu kamen der Regen und die Pfützen

Dagegen tut die beste Ausrüstung nicht schützen

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Dafür haben wir uns ins schönste Ryokan getraut

Und dem Rat einer 79-jährigen vertraut.

„Ob wir den Roli Vogel aus Luzern wohl kennen?“

„Ja, denn er kam zu Michiko um Japanisch zu lernen!“

„Und Hiromi, seine Frau, wohl unnötig, dass ich frag“

„Sie übernahm von Michiko ihren Lehrauftrag!“

Sie kenne Hiromi schon seit deren Kindheit

Und besuchte sie in Luzern vor kurzer Zeit.

Sie pilgere nach Shikoku jedes Jahr

Seit sie 65 war!

Nur für weite Strecken nimmt sie jetzt die Bahn

Und kommt etwas schneller bei Tempel 88 an.

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Es folgen zwei Tempel auf Berges Höhn

Nicht auf derselben, das wäre zu schön!

Die Pilgerscharen, ganz in Weiss und unbefleckt

Haben für sich die Seilbahn entdeckt.

Die Pilgertruppen, denen im Tempel wir begegnen

Sie lassen sich nicht gern verregnen.

Wir müssen halt jetzt schauen

Dass sie uns nicht die besten Zimmer klauen.

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Zum nächsten Tempel geht’s bei jedem Wetter

78 Kilometer!

Und dieser Weg zur Küste führt

Die uns lange Zeit begleiten wird.

Das Meer, es seift die Brandung ein

Es will im Kampf der Sieger sein.

Es erlebt gerade einen Kick

Ich glaub, ich sag’s mit einem Limerick:

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Wenn das Meer auf die Küste zum Angriff bläst

Und die Schiffe im Hafen der Mut verlässt

Stehn die Zeichen auf Sturm

Der Mensch harrt wie ein Wurm

Bis der Wind sanft La Ola verebben lässt.

...wenn das Meer auf die Küste zum Angriff bläst...

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Am nächsten Tag der Wind Missmut erregt

Weil er uns fast vom Erdreich fegt.

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Doch dann ist der Busse genug getan

Der Lenz begleitet uns fortan.

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Wir wandern viel und wandern fleissig

Bis täglich Kilometer 38.

Und wenn die Pfunde noch nicht purzeln

So hat das sicher andere Wurzeln

Die Küche hier schmeckt fabelhaft

Und wunderbar der Gerstensaft.

Die Küche hier schmeckt fabelhaft!

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Auch wenn die Sohlen abends brennen

Wir lassen keinen Frust erkennen

Denn wo auch immer was weh tat

Man vergisst es im Gemeinschaftsbad

OFURO heisst das Elixier

Nirgends wirkt es so gut wie hier.

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Wir wandern nicht im selben Gang

Drum wart ich oft – Halbstunden lang!

Doch jeden Tag wird Michiko fitter

Und mich jagt Magen-Darm-Gewitter.

Drum bei Regen, Sonne oder Wind

Wir nun gemeinsam auf dem 2. Drittel anzutreffen sind.

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Zwischendurch plant Michiko Spezielles

Als Ermunterung und Seelen-Wellness:

Ein Hotel, auf dem Berge, schick

Mit Fernsicht auf den Pazifik!

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Doch bald das Glück dem Alltag weicht

Es regnet nicht nur, nein, es seicht!

Keine Tunnel, die uns schützen

Und draussen nichts als Pfützen.

Doch die Moral von der Geschicht

Am nächsten Tag ist keine Wolke mehr in Sicht.

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Zum nächsten Tempel sind rund 20 km

Und 30 folgen ein Tag später.

Zwei Autos halten unterwegs, um uns zu nähren

Mit Mandarinen und 1 Pfund Erdbeeren.

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Der Ausblick auf den Ozean, den Stillen

Hilft Müdigkeit vom Wandern killen.

Tempel 38 ist ein Aussenseiter

Liegt doch sein Nachbar 50 km weiter.

Doch seine Lage ist ganz toll.

Auch die Klippen rund ums Kap prachtvoll.

Sicht auf das Kap Ashizurimisaki

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Was uns täglich plagt, das sind die kleinen Zehen

Nicht, dass wir jammern wegen jedem Wehwehchen,

doch zig-tausend Stösse jeden Tag

selbst der Kleinste nicht verdauen mag.

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Das Wetter macht uns jetzt viel Freude

Erstmals über 20 Grade heute.

Kirchbäume prangen längst in schönstem Weiss

Japanern wird’s dann warm ums Herz, wie jeder weiss.

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So ziehen wir weiter durch die Lande

Notieren dies und das am Rande.

Viele Henro-Pilger sind Grossväter

Und auf dem Pfade Wiederholungstäter.

Man fragt sie gern um guten Rat

Und hat oft selbst einen parat.

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Zum Frühlingsanfang goss es wie aus Kübeln.

Das mochten wir dem Sonntag nicht verübeln

denn es war brandschwarze Nacht

Am Morgen war dafür der Wind erwacht.

Das Sonnenlicht schien düster und verklärt:

Sandstürme aus China, wurde uns erklärt.

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Mit Tempel 40 betreten wir auf unserer Tour

Bereits die dritte Präfektur.

Kein anderer Tempel liegt zur Nr. 1 entfernt so weit

Für die 2. Halbzeit sind wir nun bereit.

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Das Tagesziel erscheint uns oft als Retter

Wenn da nicht wär der letzte Kilometer!

Nur noch kurz, vielleicht Minuten

Soll’s doch an den Fersen bluten!

Mit Riesenblatern an den Hacken

Wie bei den Fröschen, wenn sie quaken.

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Frösche, die zu Tausend konzertieren

Wenn wir an einem Reisefelde vorbeimarschieren.

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Doch alle Pein vergisst man schnell

Im OFURO, dem Lebensquell!

Am andern Morgen, keine Frage

Bist du wieder Herr der Lage.

Du schnallst dein Bündel und ziehst weiter

Topmotiviert, wie dein Begleiter.

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Durch Tunnel wandern ist nicht schwer

Wenn man geschützt vor dem Verkehr.

Heute fand sich einer, 900 m von Tor zu Tor

Ohne das sich darin ein Mensch verlor!

Vier Meter breit, videoüberwacht

Was man nicht alles für die Pilger macht!

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Leider wird die Wanderlust

Manchmal getrübt durch einen Riesenfrust

Beim Finden des genauen Tempel Orts

Nicht aus der Ferne, nein, innerorts!

Man glaubt wohl, Einheimische wissen wo’s langgeht

Doch bei Regen keiner auf der Strasse steht!

Abgekämpft und arg durchnässt

Man so Stunden fahren lässt.

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Doch sobald das schlechte Wetter sich zu Ende neigt

Das Stimmungsbarometer wieder steigt.

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Ein Leben neben dem Ohenro gibt es nicht

Kaum dass es dunkelt, löschen wir das Licht!

Ab sechs Uhr sind wir zum Frühstück zugelassen

Um sieben Uhr die meisten wieder auf den Strassen.

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Wird es auch schwer an manchen Tagen

Stellt man sich gar Sinnesfragen

So weiss ich, dass ich wenigstens was tu

Zu Hause nehm ich nur noch zu!

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Doch was am meisten Freude macht:

Wie das die Michiko alles schafft!

Sie ist die einzige Frau bis jetzt

Die sich in dieser Männerwelt durchsetzt.

Sie tüftelt Karten, schätzt Distanzen

Regelt all’s mit den Finanzen.

Sie hat verloren vier Kilos schon

Das macht sie stolz, das ist ihr Lohn.

Ich weiss nicht, nennt man das Talent

30 Jahre mit mir sind vielleicht ihr schönstes Kompliment!

Michiko im Element

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In einem Inn im hintersten Krachen

Würde jedes Vegetarierherz wohl lachen.

Es gab Tofu nur, in allen Variationen

Kein Fisch, kein Fleisch und nix Makronen.

Dafür als willkommenes Goody

Warme WC-Brille, warmer Strahl fürs Fudi.

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Es folgt ein Wandertag bei Superwetter

Und einem Pass auf 800 Meter

Im Tal grüsst eine Kirschblütenallee

Auf der Höhe liegt noch ein Schäumchen Schnee.

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Damit sind wir bei Tempel 44.

Die erste Halbzeit war echt würzig.

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Wir sind nun einen Monat unterwegs

Michikos Plan verdient eine Sechs.

Beim Zimmer suchen hat sie oft ein Bein sich ausgerissen

Ohne sie wäre ich echt aufgeschmissen.

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Tempel 45 klebt an einer steilen Wand

Wie’s Wildkirchli im Appenzellerland.

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Am Tag darauf schneit es gar leicht

Trotzdem haben sechs Tempel wir erreicht.

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Nach einem harten ‚Arbeitstag’

Erholen wir uns im Thermalbad.

Dort steht eine elektronische Personenwaage

Daher folgt gleich die Gretchenfrage:

„Wie hältst du’s mit dem Gewicht?“

„Ich kann nicht klagen, nein, kann ich nicht!

Ich verlor 200 Gramm an jedem Wandertage

Ein Dreisatz verrät, ich bin noch längst nicht in Notlage!“

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Nach einem Monat in Pilgerhaut

Nehmen wir in Matsuyama ein Timeout.

Wir besichtigen das Schloss und was dazu gehört

Nur die Kälte etwas stört.

Die ‚Botchan’ genannte Strassenbahn

War die erste überhaupt in ganz Japan.

Vom Poeten tief bewundert

Seit vorigem Jahrhundert.

Die Einkaufsmeile, wie auf der ganzen Welt

Zeigt Vieles, das dem Auge gefällt.

Doch auch: Je wüstere Beine, desto zeigen

Da hüllt sich des Sängers Blick in Schweigen.

Blick vom Schloss auf Matsuyama

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Unter Kirschbäumen ist die Party im Gang

Sie wiederholt sich alljährlich und dauert nicht lang.

Mit Freunden, bei Sake, Bier und Grilladen erfreut

Sich der Japaner an der Blüten vergänglicher Schönheit.

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Der Neueinstieg bringt die Wende

Erstmals denken wir ans Pilgerende.

Zudem von Kopf bis Magen

Hab ich ein Problem herumzutragen:

Mit kalter Milch den Magen ruhig stellen

Versuch ich, um 20 Minuten später festzustellen,

dass den Stock im Laden ich vergass

ich lauf zurück und das

meine Beine gar nicht estimieren

und mit grösster Müdigkeit quittieren.

Ich quäle mich auf Schritt und Tritt, bin ausser Stande

Zu stehn und hocke bleich am Strassenrande

Und trinke gegen jede Lust ein kaltes Bier

Und abends nochmals zwei, und das hilft mir!

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Fussschmerzen, das wäre nachzutragen

Sind verschwunden seit zwei, drei Tagen.

Nur nachts bleibt das Gefühl

Wie wenn das Blut durch verstopfte Adern will.

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Michikos Schmerzen haben noch nicht aufgehört

Was sie zwar nicht weiter stört

Sie ist mehr als nur zufrieden

Dass Probleme mit dem Hallux ausgeblieben.

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So ziehen wir weiter, Tag für Tag

Und klopfen alle Tempel ab

Die sich auf unserer Liste finden

Für weitere können wir uns nicht auch noch überwinden.

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Die Inlandsee uns nun begleitet

Die ruhig wie im Hafen sich ausbreitet

Sie wird von Honshu, Kyushu und Shikoku umgarnt

Und vor dem Stillen Ozean getarnt.

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Eine Jugendherberge

Ist das originellste Inn auf unserem Wege

Die Räume sind mit Apparaten und Maschinen überstellt

Dass darin sich bewegen niemandem leicht fällt.

Der Leiter ist ein Alleskönner

Koch, Putzfrau und Keramikbrenner.

Und weil der Platz ihm zum Servieren fehlt

Er als Büffet alles auf den Holztisch stellt.

Man spürt bei ihm die Liebe zum Metier

Die Kunden sind die Grössten hier.

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Die Tempel stehen nicht stets im Flachen

Man soll auch einmal Höhenmeter machen.

Für Tempel Nr. 60 sind es 745

Den Rucksack im Tal zu deponieren, das rentiert sich!

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„Halleluja!“ singt Michiko auf dem Gipfelpfad

Denn es ist der hohe Ostertag

Dank wunderschönem Frühlingswetter

Wandern wir lange 30 Kilometer.

Wir geniessen die Sicht auf einen tiefblauen Bergstausee

Und im Tal eine zum Tempel führende Kirschblütenallee.

Panorama mit Bergstausee

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Uns erwartet ein wahrer Festtagsschmaus

Kein Wunder, denn die Metzgerei befindet sich im Haus.

Das ist für uns keine überraschende Kund

Denn vieles läuft hier von Mund zu Mund.

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Zwischen Tempel 64 und 65 liegen 45 Kilometer

Garagen, Tankstellen, Shopping Centers, Cafés am Laufmeter

Der Wanderer sucht sich im Werktagsverkehr

Die Strassenseite mit der grösseren Überlebensgewähr.

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Wir übernachten meist in Minshuku oder Ryokan

Beide bieten Räume mit Nachtessen und Frühstück an.

Gekocht wird abgezählt nach Anzahl Gästen

So gibt es keine Resten.

Getränke verkauft man keine, es sei denn man verlangt Bier

Grüntee ist selbstverständlich und man will nichts dafür.

Vergiss Türen mit Schloss und Riegel und Federbetten

Man schläft auf Tatami-Matten und benützt Etagentoiletten.

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In unserer Bleibe am Fuss des Unpenji-Bergs

Sind auch zwei Damen unterwegs

Die im Alleingang vor knapp fünf Wochen

Zu Fuss auf den Pilgerweg aufgebrochen.

Sie tun das nicht zum ersten Mal

Das hilft bei der Unterkunft- und Routenwahl.

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Heute aller Ziele sich gleichen,

den höchsten Punkt der Tour zu erreichen.

Der Aufstieg ist steil, jedoch sehr schön

Der Höhenmesser zeigt oben 910.

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Und, dass auch der Abstieg sein Happy End hat

Verbringen wir die Nacht in einem Thermalbad.

Die Waage beweist, wir sind auf dem richtigen Weg

Denn seit Tempel 1 sind schon 8-9 Kilos weg.

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Sechs Tempel am Tag drauf, das ist recht viel

Und bringt ein Stück näher uns an das Endziel.

Doch Michiko legt eine Zusatzschlaufe ein

Und besucht in Konpira den grössten Schrein

Dort sind wir Exoten und können es nicht ändern

Mit unseren biederen Pilgergewändern.

Doch für die total 1368 Treppenstufen

kommt unsere Kondition wie gerufen.

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Fünf weitere Tempel bilden keine grosse Hürde

Wenn es nur im gleichen Stile weitergehen würde.

Doch wieder entzieht der Wettergott uns seinen Segen

Und schickt uns einen Tag Dauerregen

Zwei Tempel uns darum auf Berges Höhn

Durch Pfützen und Schlamm waten sehn

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In Takamatsu andern tags wir den Ritsurin-Park besuchen

Darin schlendern, knipsen, staunen …einander suchen

Denn 6 Weiher und 13 Hügel bespickt mit Bäumen

Laden schon frühmorgens ein zum Träumen

Ritsurin Park in Takamatsu

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Nochmals zwei Tempel am zweitletzten Tag

Auf glitschigen Bergpfaden vom garstigen Vortag

Wir bewegen uns am Limit und rutschen recht viel:

Denn an unseren Schuhen schwindet das Profil!

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Die Schlussetappe führt über einen Bergkamm

Dann kommen überglücklich wir bei Tempel 88 an

Schon beim Aufstieg händigt man uns eine Urkunde aus

Sie zeichnet als Botschafter des Ohenro-michi uns aus.

Uns erfüllen Stolz, Emotionen und Zufriedenheit

Wir suchen Adressaten für unsere Dankbarkeit

Doch letztlich haben wir es selbst geschafft:

Geschafft! Geschafft! Geschafft!

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Zurück zu Tempel 1 buchen wir eine Bahnfahrt

Und besuchen anschliessend das Otsuka Museum of Art

Dort sind auf Keramikkacheln unsterblich gebrannt

die tausend grössten Meisterwerke vom Abendland

Da Vincis Abendmahl, die Sixtinische Kapelle eins zu eins

Ein Museum wie dieses gibt es weltweit keins

Die Mona Lisa wird noch in zweitausend Jahren

Keinem den Grund ihres Lächelns offenbaren.

Otsuka Museum of Art: Gewölbe der Sixtinischen Kapelle (Detail)

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Bevor unsere Pilgerreise endgültig zu Ende geht,

Noch ein Besuch in Koyasan auf Honshu ansteht.

Das Rom der Shingon-Sekte ist Weltkulturgut,

Ein tausendjähriger Friedhof im Zedernwald ruht.

Nach dem meilenlangen Marsch zum Haupttempel

erlangen wir den letzten Pilgerbuchstempel

Und staunen, wie die Natur Grabmahle bemoost

Sic transit gloria mundi, zum Trost

Das weiss auch Kurt Kübli, ein  Mönch, der hier wohnt

Der Schweizer ist den Umgang mit den Medien gewohnt.

Neben hundert Tempeln, Pagoden, einer Schule für Buddhisten…

Ist Koyasan  das Ziel für viele, auch ausländische Touristen.

Koyasan - tausendjähriger Friedhof im Zedernwald

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Ein 20 km langer, historischer Pilgerpfad

Führt uns durch Gebirgswald in die Ebene hinab

Dort endet nach fünfzig Tagen unsere Japan-Wanderschaft

Sie schenkte uns grosse Genugtuung, viel Freude und Kraft.

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20 Minuten Video Sequenzen unseres Ohenro-michi / 20 minutes video sequences of our pilgrimage through Shikoku

http://picasaweb.google.ch/blaesshuhn/OhenroMovieSequences?authkey=Gv1sRgCLLVvNK-98SbEA#5478296970896788066

Comments (1) to “PILGERWEG ZU 88 TEMPELN IN VERSFORM”

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