Kreuzfahrt 2014

20 04 2014

Dubai – Savona mit der Costa Fortuna

25.3. 2014 Das Vorprogramm

Flug EK86 von Zürich nach Dubai. In Dubai zwei Übernachtungen im Hotel und eine dritte Nacht auf dem Kreuzfahrtschiff Costa Fortuna. Wir sind oberflächlich vorbereitet auf die fast dreiwöchige Reise, welche am 15. April mit einer Busfahrt aus Savona in die Innerschweiz enden wird. Ein Kreuzfahrtschiff ist ein schwimmendes Hotel. Landausflüge mit mehrsprachigen Begleitpersonen vermitteln Eindrücke, die den mehrheitlich unkundigen Touristen das Kurzzeitgedächtnis befriedigen. Im Übrigen verführen Kreuzfahrten zu „all inclusive“- Schlemmerei. Unser Hauptinteresse gilt Dubai, sowie Petra in Jordanien. Letzteres wurde kurzfristig anstelle des zurzeit touristisch gemiedenen Ägyptens ins Programm aufgenommen.

Dubai - Burj Khalifa, 828 m

Dubai – Burj Khalifa, 828 m

Erste Überraschung nach gut 5000 Flugkilometern: Es regnet in Dubai, Nebel verhüllt die Stadt mit dem Burj Khalifa, höchstes Gebäude der Welt mit über 800 m. Der Flughafen ist riesig; trotzdem baut man zurzeit rund fünfzig Kilometer ausserhalb der Stadt am weltweit grössten Airport. Allmählich kristallisiert sich eine Schweizer Reisegruppe, die zur Stadtrundfahrt abgeholt und später wie wir im Hotel untergebracht wird. Ob die Stadtautobahn fünf, sechs oder gar sieben Fahrstreifen in einer Richtung aufweist, Abbiege- und Kriechspuren eingerechnet, wer mag im Verkehrsgewühl schon mitzählen? In einer Stunde scheine wieder die Sonne, lügt der ägyptische Reiseleiter Mohammed, der sich als Gastarbeiter ausgibt, wie praktisch 90% der Bewohner des Emirates. Einheimische erkenne man am weissen Gewand, das bis zum Boden reicht, sowie an der Kopfbedeckung in gleicher Farbe. Diese dürften keiner ‚niedrigen’ Arbeit, wie etwa Taxifahrer, nachgehen. Am Flughafen checken sie die Reisepässe, wobei sie durchaus etwas Willkür walten lassen und Reisende vorziehen, die in der Schlange nicht als nächste an der Reihe wären. Regnen würde es allenfalls zweimal im Monat, wir erlebten also etwas Besonderes. Manche Schweizer haben vorgesorgt für den Fall und kramen einen Knirps aus dem Handgepäck hervor. „Gestern war 29° und wunderschön, ich muss mal oben anrufen, warum heute nur 20° und Regen“, stottert Mohammed in erstaunlich gutem Deutsch. Nur Abu Dhabi sei noch schöner als Dubai. Wir glauben ihm, denn die mit Dunst beschlagenen Scheiben des Cars lassen kein Urteil zu. Taxis hätten verschiedene Farben, wobei die Rosaroten den Frauen vorbehalten seien, was er als Diskriminierung gegen Männer kommentiert.

Dubai Mall - Wasserfall

Dubai Mall – Wasserfall

Mittlerweile haben wir uns eine Stunde lang in einer Shopping Mall, einem riesigen Einkaufszentrum, umgesehen, ohne zweimal an denselben Markenläden und Boutiquen vorbeizugehen. Da noch  Stockwerke darüber und darunter liegen, hätten wir getrost noch ein paar Stunden bleiben können, um uns einen Überblick zu verschaffen. Einheimische Kauflustige nach Definition unseres Führers sind die Seltenheit, sie fallen aber umso mehr auf. Keine Ausnahme sind dabei Männer, die stolz den Kinderwagen schieben, während die Frau im langen Schwarzen daneben stolziert und eine oder zwei Einkaufstaschen eines Modelabels spazieren führt.

 27.3. Hotel Four Points by Sheraton   

 Meine Frau Michiko und ich fühlen uns, als seien wir die einzigen Gäste des Hauses. Dabei sind neben den gestern mit uns angereisten Schweizern auch andere Gruppen und Einzelgäste auszumachen.

„Guten Morgen, Mr. Bucheli! Ich weiss, Sie werden mir jetzt eine Frage stellen“, begrüsst mich die Empfangsdame an der Frühstückskasse, die gleiche, die uns gestern Nachmittag am Tisch bedient hatte. Was werde ich wohl fragen wollen?

„Ihr Frühstück ist inbegriffen, aber Sie sollten trotzdem unterschreiben, dass Sie hier waren. Und wie war das Frühstück, Josef Bucheli?“

„Delicious!“  

„Dann werden Sie wohl das Nachtessen ebenfalls hier einnehmen?“

Weil ich am Vortag kein lokales Geld dabei hatte, liess ich mir die Rechnung für den Lunch auf die Zimmernummer abbuchen; die Philippinin kam dadurch um ihr Trinkgeld. Vielleicht erinnerte sie sich deshalb an uns. Aber ihr Charme, die Freundlichkeit und das Lächeln sind unbezahlbar.

Dubai ist unglaublich! Und wir versuchen, alles in einen Tag zu packen. Den Weg zur nächsten Metrostation ist zu Fuss in zehn Minuten zu machen. Ich kenne weltweit keine modernere Metro. Es ist keine Untergrundbahn, wie sonst üblich, sie schwebt über den Dächern, soweit sie ihren Weg nicht im Schatten der Wolkenkratzer bahnt. Falls man einen Sitzplatz ergattern kann, also ausserhalb von Stosszeiten, geniesst man einen Schokoladenblick über die flache Stadt. Züge und Stationen sind voll klimatisiert, wie auch die Haltestellen der Stadtautobusse. Der Zug fährt hinter Glaswänden in die Station ein; die Schiebetüren der Wände öffnen sich gleichzeitig mit den Wageneingängen, damit die Sommerhitze draussen bleibt. An der Haltestelle Burj Khalifa übernimmt ein rundum angenehm herunter gekühlter Verbindungskorridor die Menschenkolonne, welche der Dubai Mall zuströmt. Rollbänder helfen beim Vorwärtskommen. In diesem grössten Shopping Center der Stadt kann man seinen Weg über mehrere Etagen verlieren. Infostände mit hilfsbereitem Personal stehen in geringen Abständen. Wir suchen den Schalter, wo wir unsere Fahrkarten für den höchsten Turm der Welt abholen können. Wir hatten den Aufstieg in der Schweiz übers Internet gebucht. Dadurch fahren wir um ein Mehrfaches günstiger und können die Uhrzeit selbst bestimmen. Wie sich zeigt, wären heute einzig noch um die Nachtzeit Karten verfügbar gewesen. Die Fahrt zur Plattform auf 452 Meter über Grund vollzieht sich in einer Minute. Der Rundblick oben ist atemberaubend! Man umarmt nicht nur die ‚Wolkenkratzerzwerge’ nebenan, der Blick schweift bis zum Meer, wo man durch eine schwache Dunstglocke die künstlich angelegten Inseln gewahrt. Eine dieser am Reisstisch erdachten Inselgruppen stellt eine riesige Palme dar. Immer noch im Bau ist ein Erdball mit den Konturen der Kontinente als bewohnbare Landflächen. Richtig ermessen und bestaunen kann man diese ‚Megaskulpturen’ aus herbeigeschafftem Wüstensand nur aus der Luft. Die Hunderte Häuser und Wohnungen der Palme sollen in wenigen Stunden ausverkauft gewesen sein… Unser gestrige Sightseeing Bus hatte einen Abstecher auf diese Inseln gemacht.

Dubai - "Stillleben" vom Burj Khalifa

Dubai – „Stillleben“ vom Burj Khalifa

Dubai, from Burj Khalifa, dwarfing skyscrapers

Dubai, from Burj Khalifa,
dwarfing skyscrapers

Auf dem Erdboden zurück, bestaunen wir die Wasserspiele, welche um die Mittagszeit im künstlichen See um die Dubai Mall steigen. Im Einklang mit einer italienischen Arie aus Lautsprechern geniessen wir das Spektakel, und abends dann nochmals unter Flutlicht und vor der Kulisse des beleuchteten Burj Khalifa und seiner Trabanten. Vorher bedienen wir uns erneut der Metro, um das Stadtviertel mit den Souks aufzusuchen, jene Gewürz- und Edelmetallbazare in engen Strassen und Gassen, die heute auch vollgestopft und tapeziert sind mit Textilien aller Art. Betrachte ich ein T-Shirt etwas länger als einen Augenblick, quatscht mich sicher ein herbei geeilter Verkäufer an. Dann geht’s los: Er drückt mir die Ware in die Hand und zeigt den Preis auf dem Display seines Rechengeräts. 65!

Dubai - Gold Souk

Dubai – Gold Souk

„Viel zu teuer!“ muss ich zu meinem Schutz behaupten. „Wie viel möchten Sie bezahlen?“ lautet die erwartete Frage. Ich tippe 20 ein, um ihn abzuschrecken. Doch weit gefehlt. Er tippt 50, später 35 und lädt mich ein zum Gegenvorschlag. Ich beharre auf 20, worauf er die Hände verwirft. Ich verabschiede und entferne mich, worauf er mir nachrennt und die Ware, säuberlich verpackt, für 20 abgibt, umgerechnet etwa fünf Franken für ein T-Shirt. Als sich der Hunger bemerkbar macht, betreten wir ein indisches Restaurant im Souk, wo Michiko und ich für eine Reisspeise mit Schaf-, bzw. Pouletfleisch, inkl. zwei Dosen Softdrinks weniger zahlen, als für ein Bier im Hotel. Mit der Metro besuchen wir das zweitgrösste Shopping Center Dubais. Beeindruckten uns in der Dubai Mall noch eine Kunsteisbahn und Wasserfälle über mehrere Stockwerke, so steht neben der Mall of the Emirates eine Skihalle mit Kunstschnee, samt Schlepplift, Sesselbahn und einem Bobrun. Die nötige Ausrüstung ist im Eintrittspreis bereits eingeschlossen. Die zwei Pisten für Ski Alpin und Snowboards sind keineswegs ‚Idiotenhügel’. Es stehen Skilehrer zur Verfügung. Der Wintersportbetrieb im ‚St. Moritz’ beschriftetem Gelände lässt sich bequem hinter Glaswänden verfolgen.

Dubai - Mall of the Emirates - Skihalle "St. Moritz"

Dubai – Mall of the Emirates – Skihalle „St. Moritz“

Mit dem guten Gefühl, den freien Tag in Dubai intensiv genutzt zu haben, sogar ohne Stadtplan, kehren wir zur Stosszeit in unser Hotel zurück. Wobei sich die Stosszeit abends einige Stunden in die Länge zieht. Zweimal erhebt sich ein Herr mittleren Alters, um meiner Frau seinen Sitzplatz abzutreten.

28.3. Einschiffung

 Dubai hat angeblich einen Ausländeranteil von 90%. Wer Arbeit findet, darf bleiben und erhält eine Aufenthaltsbewilligung für ein Jahr. Wer die Arbeit verliert, muss ausreisen. Dadurch erklärt sich eine Arbeitslosenrate von 0 Prozent. Es gibt keine Einkommenssteuer, aber Abgaben für Bewilligungen ersetzen diese zum Teil. Durch die Tatsache, dass Einheimische keinen ‚niederen’ Beschäftigungen nachgehen (dürfen) und sich durch die Kleidung von der übrigen Bevölkerung unterscheiden, bleibt Arabisch zwar die offizielle Amtsprache, sie ist aber im Umgang mit Touristen eher unbedeutend. Englisch tritt an ihre Stelle, was den Gastarbeitern aus Indien und den Philippinen ebenso entgegenkommt, wie den meisten Besuchern. Diese Informationen streute unser deutschsprachiger Reiseführer am ersten Halbtag. Inwiefern die Garantie einer Arbeit zu Zugeständnissen oder gar Erpressungen für Stellenbewerber ausgenutzt wird, muss hier offen bleiben. Das Heer von Reinigungspersonal, welches Strassen, Plätze, Stationen, Einkaufszentren und öffentliche Bedürfnisstätten pingelig sauber halten, ist beachtlich. Sie halten sich finanziell über Wasser, indem sie Mietwohnungen an der Peripherie belegen und dies oftmals gruppenweise. Niemand muckst auf und die öffentliche Sicherheit ist höher als irgendwo auf der Welt. Als Tourist braucht man nicht zu befürchten, übers Ohr gehauen zu werden. Der Herrscher über das Emirat Dubai ist der Zweite Mann der Vereinigten Arabischen Emirate, die insgesamt schwerreich an Erdöl und Erdgas sind. Genau das trifft für Dubai nur in geringem Masse zu, man erzielt den Reichtum in erster Linie durch Dienstleistungen im Handels- und Finanzbereich. Und zunehmend vom Tourismus. Abu Dhabi, das reichste Emirat, hilft mit Umschuldungen im Bereich von zwanzig Milliarden Dollar, wie kürzlich bekanntgegeben wurde, wenn es eng um Dubai zu werden droht, auch weil die wahnwitzigen Aufschüttungen und die Bauerei kein Ende zu nehmen scheinen.

Die Einschiffung verläuft unspektakulär. Man händigt dem erwarteten Neuankömmling die Costakarte aus, sowie eine zweite Plastikkarte für die anstehende Rettungsübung. Praktisch alle Geschäfte an Bord und alle Landausflüge werden mit ersterer beglichen; sie tritt gar an die Stelle des Reisepasses, welcher den Reisenden abgenommen und zentral aufbewahrt wird. Dann können wir die bestehenden Essensmöglichkeiten an Bord stürmen. Viele Gäste braten an der prallen Sonne. Bis zum Zimmerbezug ist etwas Geduld gefordert. Das Schiff bleibt über Nacht im Hafen, wir könnten in die Stadt zurück. Doppelstockbusse stehen bereit, um den per Schiff Angereisten Dubai auf die Leichte zu zeigen. Wer es sich nicht entgehen lassen will, einmal im einzigen Siebensternehotel der Welt, dem Burj Al Arab zu dinieren, mit einem bestimmten Budget und Dresscode ist man dabei.

Dubai - Burj Al Arab - selbsternanntes einziges Siebensternehotel der Welt

Dubai – Burj Al Arab –
selbsternanntes einziges *******Hotel der Welt im Regen

Die Skyline Dubais verliert sich hinter einer Dunstglocke. Die lähmende Hitze staut sich auf Oberdeck, so dass wir uns in die klimatisierten Innenräume der Costa Fortuna zurückziehen, um uns mit der näheren Umgebung der nächsten Wochen vertraut zu machen. Die öffentlich zugänglichen Räume glitzern und glänzen, ein Artist probt seinen Auftritt auf der Bühne des verwaisten Theatersaales. Das Kabinenpersonal verleiht den Zimmern einen einladenden Anblick.

29.3. Das Bordleben

beginnt sich einzupendeln. 3500 Gäste und über Tausend Bedienstete müssen sich aneinander gewöhnen. Gestern sassen wir mit einem italienischen Paar zu Tisch, das eben von einer einwöchigen Kreuzfahrt in den Emiraten und Oman zurückkam und seine letzte Mahlzeit vor dem Ausschiffen einnahm. Im Verlaufe des heutigen Tages füllt sich das Schiff; um 17.30 Uhr findet die obligatorische Seenotrettungsübung statt. Das Servicepersonal scheint noch nicht ganz bei der Sache zu sein: Michiko und ich legten ganz alleine eine Rumba auf die riesige Tanzbühne. Als wir unsere Plätze wieder einnahmen, waren die eben georderten Drinks abgeräumt. Das Gekicher einiger spanischer Zeugen nebenan bestätigte dies. Meine Proteste galten der hübschen Chinesin, die sich dafür entschuldigte und Ersatz anbot. Als hätten die herumstehenden Bediensteten nichts daraus gelernt: Während des nächsten Tanzes wiederholte sich das Malheur unter ungläubigem Gelächter der spanischen Gäste. Welches Chaos werden sie wohl anrichten, wenn mal Dutzende auf dem grosszügigen Rund abtanzen?

 30.4. Khasab

liegt an der Strasse von Hormus, welche den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet. Khasab, die kleine Enklave Omans ist von den Emiraten umgeben. Hier macht die Costa Fortuna nach unserer Einschiffung erstmals Halt. Wir gehen nur kurz an Land, um sofort auf eine Dhow umzusteigen (Dau oder Dhow, eines der neuen Wörter in unserem Vokabular, auf die man auf Reisen immer wieder stösst). Die motorbetriebene Barke macht einen mehrstündigen Ausflug in die zerklüftete Küstenlandschaft. Um touristisch zu punkten, vergleicht man sie mit den norwegischen Fjorden. Cremefarbige Berg- und Hügelzüge gleiten an uns vorbei. Die beinahe vegetationslosen Hänge zeigen ihre erdgeschichtliche Historie wie ein offenes Buch. Wellenartige Gesteinsschichten prägen die grosse Linie. Längere ansteigende wechseln ab mit geknickten Verwerfungen. Das weitaus nicht so ausgeprägte Türkis des Wassers (wie angepriesen) gibt Eilande frei. Eines davon ist die Telegrapheninsel, weil die Engländer seinerzeit dort das erste Seekabel von Basra (Irak) nach Indien absenkten. Heute halten die Ausflugsschiffe für eine Pause zum Baden. Ach ja, Delfine sind auf der Wassertour in die beinahe unbewohnten Täler angesagt. Sie tauchen mehrmals gruppenweise in Sinuskurven an die Oberfläche und helfen, Inschallah (so Gott will), diesen Ausflug touristisch zu fördern. Ein Fischerdorf mit 70 ‚Überlebenden’ in weissen Häusern, daneben Ruinen für jene, die das Dorf ohne Wiederkehr verliessen, klebt in einer Bucht. Strom ist vorhanden, Wasser wird auf Schiffen gratis angeliefert. Kein Schulhaus, kein Krankenhaus, die Leute glauben an traditionelle Medizin. Die Kinder gehen einmal in der Woche nach Khasab zur Schule. Die einheimischen Fischer verkaufen ihren Fang nach Dubai, wo sie mehr lösen als in Oman. Noch ein abgelegenes Dorf, diesmal mit 120 Einwohnern und einer Moschee rückt in die Nähe unserer Kameralinsen. Der Führer benutzt die Gelegenheit, Muslime als friedfertige Menschen darzustellen, trotz gegenteiligem Ruf im Westen, wegen gewisser Vorkommnisse, die mit dem islamischen Glauben nichts zu tun hätten.

Khasab - Excursion on Dhow into "norwegian fjords"

Khasab – Excursion on Dhow into „norwegian fjords“

Champagner und ein Früchtekorb auf unserem Zimmer, wie üblich für ‚Wiederholungstäter’ auf einer Seereise mit Schiffen der Costa Reederei.

 31.3. Fujairah / Khor Fakkan

Fujairah - Sandstrand

Fujairah – Sandstrand

Wir sind zurück in den Emiraten, wovon es sieben gibt. Die Stadt Fujairah ist Namen gebend für das ganze Emirat. Sie zählt gut 100’000 Einwohner und liegt in einer Bucht, die von Bergzügen eingeengt wird. Vom Schiff aus sind keine Hochhäuser auszumachen, dafür verraten Minarette ein paar Moscheen. Ein kilometerlanger Sandstrand begrenzt die Stadt meerseitig. Er lockt ein paar  Mütter im körperlangen Schwarzen mit ihren Kindern herbei. Hier darf es besser keinen Tsunami geben, die Stadt wäre unmittelbar bedroht. Wir bummeln drei Stunden auf eigene Faust und bringen letzte Dirhams (Emiratwährung) unter die Leute. Als bloss noch ein paar Münzen im Gegenwert von knapp einem Schweizerfranken die Tasche bevölkern, fragen wir im Teeladen, ob wir diese flüssig machen könnten. Wir stillen den angestauten Durst mit einer Dose Cola und einer Flasche Mineralwasser. Das Rückgeld überlasse ich dem jungen Inder, der den Laden hütet und hier für zwei Jahre eine Anstellung gefunden hat.

Fujairah, Minarett (Detail)

Fujairah, Minarett (Detail)

Fujairah, Emirates

Fujairah, Emirates

Fujairah, Emirates, unbekannte Briefe?

Fujairah, Emirates, unbekannte Briefe?

1. 4. Muscat

ist die nächste Anlegestelle der Costa Fortuna. Und Hauptstadt von Oman. Vegetationslose Hügel begrenzen die seitliche Ausdehnung auf zwei erkennbare Seitentäler. Der Hafen fingiert Leben, indem Hunderte Container darauf warten, von Kränen auf Laster gelöscht zu werden. Keine Sandbank passt zwischen die Bucht und Uferstrasse. Eine antike Befestigung überwacht aus einiger Höhe den Hafen und die Stadt.

Eine Moschee mit blauen Minaretten nährt unsern Ansporn, an Land zu gehen. Wie überall gibt es auch hier Sehenswürdigkeiten, die dem Auge entgehen, wenn man den Aufwand scheut, sie aufzusuchen. Hier ist der Souk zu nennen, im Nahen Osten allemal ein Besuch wert. Gratis Pendeldienste schaffen die Stadtwanderer aus dem Hafengelände. Dort laufen sie in die Hände aufdringlicher Taxifahrer. Die Uferstrasse lädt zum Bummeln ein und zwar auf einer endlosen Küstenlinie mit einem grosszügigen Trottoir. Im Souk stadteinwärts das übliche Kommen und Gehen. Goldschmuck und Weihrauchduft prägen die Atmosphäre, wenn auch Textilien die Auswahl zusehends bunter und abwechslungsreicher gestalten.

Muscat- Oman - endlose Strandpromenade

Muscat- Oman – endlose Strandpromenade

Wir folgen der Küstenstrasse, wo wir einen Gutteil der 15’000 Schritte investieren. Trotz Gluthitze steigen wir über eine Treppe auf einen Felsen, der oben mit zwei historischen Kanonen bestückt ist. Einen weiteren Hügel nehmen wir in Angriff, als uns zwei junge Mädchen in knöchellangen schwarzen Kleidern von oben zuwinken. Der Weg führt um eine Kurve, wo ein geschlossenes Eisentor das Ende des Aufstiegs bedeutet. Drei weitere Mädchen stossen gleichzeitig an die Stelle. Sie rufen ihre Kolleginnen weiter oben um Rat. Über das Tor klettern, scheint die Lösung zu sein. Das tun sie mit vereinten Kräften erfolgreich, kaum behindert durch ihre körperlange Tracht. Nur ihre anmutigen Gesichter zeigen sie uns und lassen sich sogar ablichten. Die Kletterinnen können sich recht gut auf Englisch verständlich machen.

Muscat - Oman - Shoreline

Muscat – Oman – Shoreline

2.4. Auf hoher See

Die Costa Fortuna legt also tagsüber an der Omanischen Küste nirgends an. Mehrere solcher Tage werden folgen. Da gilt es, eine Struktur in den Tagesablauf an Bord zwischen die Mahlzeiten zu bringen. Für Michiko und mich heisst das, mindestens eine Morgenstunde im Gymnastikraum. Er ist mit allerhand Geräten, wie Laufbändern und Hometrainern bestückt. Daneben wartet die Sauna auf Besucher. Entgeltliche Dienstleistungen in den Bereichen Wellness, Kosmetik und Massagen können gebucht werden und locken laufend mit Werbung über die Bordlautsprecher. Auf Oberdeck sind die Tausende Liegestühle belegt, entweder durch Sonnenanbeter oder durch Gegenstände, die sie frei halten sollen. In den öffentlichen Räumen tritt das Animationsteam in Aktion, sei es mit Tanzkursen (Salsa, Country, Bachata, Tango, Cha-Cha-Cha, Merengue, Walzer) oder Sprachkurse (Italienisch, Spanisch, Chinesisch, Japanisch). Quizsessionen testen das Wissen der Interessierten, wobei mehr oder weniger sprachversierte Animateure jeweils alle Erklärungen und Fragen auf Italienisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch radebrechen.

Auf hoher See - Sunset

Auf hoher See – Sunset

Nachts finden im Theatersaal abwechslungsweise Produktionen in den Sparten Zirkus, Kleinkunst oder Musik statt. Parallel dazu oder anschliessend nehmen sechs Räume die Gäste zu musikalischer Unterhaltung auf. Das Kasino zieht seine eigene Klientel an. Schwerarbeiter sind unsere Verdauungsorgane, welche eigentlich nie zur Ruhe kommen. Kein Wunder, dass massive Bäuche und Oberschenkel auf Liegestühlen und in den Schwimmbecken auf Deck keineswegs die Ausnahme sind. Irgendwie empfinde ich bei ihrem Anblick Genugtuung, wenngleich die eigene Befindlichkeit wenig Grund dafür bietet. Solange die Fuder auf den Tablaren tatsächlich verzehrt werden, ist gegen die Völlerei wenig einzuwenden. Was da indes an den verschiedenen Ausgabestellen an Kalorien abgeholt und dann auf dem Tisch stehen gelassen wird, ist unverschämt. Die dreieinhalb Tausend Passagiere könnten spielend ebenso viele Hungernde miternähren.

3.4. Salalah

Die zweitgrösste Stadt Omans muss man nicht gesehen haben, so mein Eindruck vom Oberdeck bei der Hafeneinfahrt. Trotzdem, und obwohl keine Umrisse der Stadt vor sorglos hin gestreuten vegetationslosen Hügelzügen erkennbar sind, marschieren wir auf eigene Faust los und schlagen sämtliche Fahrangebote am Hafenausgang in den Wind. Lastwagen brummen an uns vorbei, Taxis bringen ihre Kunden in die Richtung, die wir eingeschlagen haben, wo bald nur noch ein Lehmbelag die Überlandstrasse als Trottoir begleitet. Nach einer halben Stunde Marschzeit passieren wir einen militärischen Checkpunkt. Unterschiedliche Distanzangaben der jungen Militärs (bis 30 km) nach Salalah verunsichern uns. Mit einem österreichischen Paar, das uns einholt, winken wir einem entgegenkommenden Taxi und markten den Preis auf sieben US-Dollar herunter. Natürlich will der Fahrer uns die Stadt und den Strand zeigen und uns anschliessend wieder zum Schiff zurückfahren. Die Österreicher führen nur Noten in grösseren Eurobeträgen auf sich, sie möchten einzig ins Zentrum von Salalah gelangen. Unsere Zielangabe, im Orient kaum eine schlechte Wahl, der Souk. Von dort bummeln wir auf getrennten Wegen durch die Quartiere. Michiko kauft sich ein mit Glitzersteinen bestücktes Abendkleid orientalischer Prägung. Für die zehn OMR (Rial) müssen wir zur Bank. Die Schalterbeamtin, bis zur Scheitel in Schwarz gehüllt, kann eine Zwanzigdollarnote nicht ohne Reisepass umtauschen. Beim Schalter einer Niederlassung der Western Union gibt’s kein Problem damit. Wir können sie sogar in kleinere Dollareinheiten stückeln lassen, damit wir bei der Rückfahrt zum Hafen vorgesorgt haben.

Salalah, Oman, Moschee, Inneres

Salalah, Oman, Moschee, Inneres

Nachdem wir wieder reif sind für das Schiff, winken wir ein Taxi herbei, das uns aber zu teuer scheint. Am Taxistand daneben verlangt man vierzig Dollar. Und wie üblich, die Gegenfrage: „Wie viel möchten Sie bezahlen?“  Das Feilschen endet bei zehn Dollar pro Person. Ich laufe davon, bis mich der Vermittler aus zwanzig Metern zurückruft und auf eine Zehndollarnote einwilligt. Am Ziel entledigen wir uns des Restgeldes in Lokalwährung als Trinkgeld für den Fahrer. Unterwegs beobachten wir, wie sich der junge Mann unmittelbar vor dem militärischen Checkpunkt anschnallt, um die Sicherheitsgurte gleich danach wieder zu öffnen.

Beim Feilschen kenne ich keine Skrupel. Das gehört im Orient einfach dazu. Es muss mir doch keiner vierzig Dollar verlangen für eine Fahrt, wenn am Ende zehn reichen. Klar war der Weg wenigstens zwanzig Kilometer, aber ein Blick auf die geschätzten hundert Taxis, welche am Hafentor auf Gäste warteten, liess uns wählerisch auftreten. Selbst im Shopping Center bei aufgedruckten Preisen konnten wir erfolgreich herunterhandeln, wenngleich in bescheidenerem Rahmen. „Ah, Sie sprechen ja Arabisch!“ staunte der Vermittler am Taxistand, als ich ihm meinen Gegenvorschlag in seiner Sprache nannte. Vielleicht glaubte er dadurch, dass ich mich etwas mit den Sitten und Bräuchen der Einheimischen auskannte, jedenfalls wurden wir schlussendlich in meinem Sinne handelseinig.

4.4. – 7.4. Auf hoher See ohne Landgang

Es gibt extreme Mitmenschen, die sich auf Oberdeck voll dem Tagesgestirn  hingeben in der vielleicht irrigen Meinung, dass der Fahrtwind die Rösterei unbedenklich macht. Andere verschieben das Liegemöbel in Funktion des Sonnenstandes. Viele besetzen ihren Liegestuhl früh morgens mit Tüchern und tauchen zu gegebener Zeit auf, wenn überhaupt. Die Sprudelbäder sind selten voll belegt. Einige schrecken die Gäste durch sehr heisses Wasser ab. Das Salzwasserbecken daneben wird nicht oder kaum beheizt. Es ist nicht einfach, zu einem idealen Liegesitz zu kommen. Entweder dröhnen Motoren oder Ventilatoren in der Nähe, oder das vermeintliche Schattenplätzchen wird von der unbarmherzigen Nachmittagssonne heimgesucht. Sobald das Animationsteam in Aktion tritt, ist es um die Ruhe sowieso geschehen. Michiko beteiligt sich an verschiedenen Bordaktivitäten, wie Tanz-, Bastel- und Sprachkursen. Es gibt kaum eine Tageszeit, da nicht konsumiert wird. Pausenlos pendelt Servicepersonal zwischen den Ausgabestellen und Gästen hin und her. Einziges Zahlungsmittel für Getränke ist die Costakarte, die mit einer persönlichen Kreditkarte oder mit einem entsprechenden Bargeld-Depot gedeckt sein muss. Auf Landausflügen kriegt man jeweils einen Tagespass der lokalen Behörden. Das wird sich im israelischen Eilat ändern, dort will man die Reisepässe sehen. Unsere Reiseroute führt entlang dem Golf von Aden, zwischen Jemen und der somalischen Küste im Süden. Hier werden wir auf die für gewöhnlich zu vernachlässigende Gefahr von Piratenübergriffen aufmerksam gemacht. Ein Kreuzfahrtschiff wäre diesen modernen Seeräubern vielleicht doch ein paar Nummern zu gross, ausserdem befolgt es den international empfohlenen und überwachten Korridor. Morgens früh findet man uns mindestens eine Stunde im Gym, wo wir Kalorien abstrampeln. Wie wir feststellen müssen, sind um sieben Uhr bereits sämtliche Liegestühle unter freiem Himmel mit Tüchern und/oder persönlichen Gegenständen reserviert, obwohl sich um diese Zeit nur ein paar Frühaufsteher  auf Oberdeck aufhalten. Schattenplätze sind besonders begehrt, da die Sonnenhitze am Nachmittag unerträglich wird. Dem Fahrtwind ausgesetzte Stellen sind vielen Gästen ebenfalls verpönt. Will man sich abseits von Lärmquellen wie Motoren, Aggregaten und Lautssprechern eine Schattennische sichern, ja dann: Viel Glück! Michiko, keine Sonnenanbeterin, hat sich im Bastelraum ein venezianisches Karnevals-Kostüm aus Papier angefertigt und tritt abends als Sonnenblume mit auf das Gesicht gepinselten Kernen im Ballraum auf. Bei anderer Gelegenheit stehen wir beiden auf der Bühne in Konkurrenz mit fünf anderen Tanzpaaren. Zum Sieg reicht es uns nicht. Mit Walzer, Foxtrott, Tango und Cha-Cha-Cha vermögen wir die internationale Jury nicht zu überzeugen. Aber auch unser Dresscode kann nicht mit dem des italienischen Siegerpaares mithalten; wir sind unmittelbar auf der Tanzdiele zum Mitmachen ermuntert worden.

On Board entertainment - Michiko as sunflower

On Board entertainment – Michiko as sunflower

On board entertainmant Music - comedy - circus

On board entertainmant
Music – comedy – circus

Derweil gleitet das vollbesetzte Unternehmen Costa Fortuna leise durch das Rote Meer, schifft nachts irgendwo fliegend eine herzkranke Person aus, für die Einlieferung in ein jemenitisches Spital, und setzt die Reise, vorbei an Tankern, Richtung Golf von Aqaba fort.

8.4. Petra

ist zunächst ein tektonisches Phänomen. Die Felsenstadt in Jordanien entstand nicht durch Wassererosion, sondern durch einen Bruch in der Erdkruste. Anderthalb Kilometer Aareschlucht ohne Aare. Der schmale begehbare Korridor beginnt und endet am oberen Eingang. Die Mächtigkeit der immer höher aufragenden, verwinkelten Felswände (Petra heisst Fels) gewinnt an Eindrücklichkeit. Neu entdeckt wurde Petra von einem Schweizer Arabienreisenden, der die Zulassung in die Felsenschlucht den Beduinen mit einer List abrang. In die Wände gehauene Aquädukte lieferten in der Blütezeit der Nabatäer das Wasser durch den stellenweise bloss zwei Meter breiten Korridor in die Stadt am untern Ende der Schlucht. Dort sind Monumentalfassaden direkt in den Fels gehauen, welche in der Neuzeit mehrfach als Drehort für Filme dienten. Höhlen in den Wänden werden als Gräber gedeutet, aber im untersten Teil des UNESCO Weltkulturerbes weitet sich der Weg und lässt erkennen, dass hier eine antike Stadt an der wichtigen Weihrauchstrasse existierte.

Petra, Jordanien

Petra, Jordanien

Petra - Jordanien

Petra – Jordanien

Am heutigen Tag ergiesst sich eine kleine Völkerwanderung durch die Stätte, viele der Touristen sind als Gäste der Costa Fortuna hierher gepilgert und an ihren Stickers zu erkennen. Dreissig Reisebusse warteten vor dem angelegten Schiff. Wem der zweimal zu begehende Weg zu anstrengend erscheint, kann das touristische Weltwunder auf von Pferden und Eseln gezogenen Kaleschen bestaunen. Kinder folgen den Gruppen und schreien in akzentfreiem Deutsch: „7 Karten für 1 Euro, guck mal hier, guck mal da!“ So wie die Kameltreiber und fliegenden Verkäufer ihre Geschäfte machen, so macht hie und da eines der Tiere sein ‚Geschäft’.  Flinke Angestellte kehren den Weg auf der ganzen Strecke, der immer blitzsauber bleibt. Petra ist in seiner Grossartigkeit schwer zu überbieten und auf die Kürze kaum angemessen zu beschreiben. Das Eintrittgeld von stolzen fünfzig Euro scheint niemanden abzuschrecken. Die Gegend hat es mit dem Tourismus zu stattlichem Wohlstand gebracht. Dank dem Schweizer namens Jean Louis Burckhardt, der  unter dem Pseudonym Sheikh Ibrahim Ibn Abdallah Petra 1812 für die Europäer neu entdeckte, kann Nestlé heute sein Kaffeepulver und Mineralwasser dort an die Touristen bringen und das Mövenpick Hotel empfängt gerne Gäste zum Übernachten. Aber es sind in erster Linie Tagestouristen, die sich diese einmalige Stätte nicht entgehen lassen wollen.

Petra - Jordanien

Petra – Jordanien

Auf der Schnellstrasse schafften wir den Weg von Aqaba, wo die Costa Fortuna anlegte, in zwei Stunden. Der Kulminationspunkt lag auf 1600 Metern, wo es winters mitunter schneit, das Ziel lag auf 800 m ü. M. Erst in einiger Höhe kann sich im Frühling eine karge Vegetation entwickeln. In die steinige ‚Milchkaffeelandschaft’ nisten sich Schaf- und Ziegenherden beinahe unbemerkt ein.

9. 4. Eilat, Totes Meer

Kaum zehn Seemeilen trennen Eilat von Aqaba, aber eine weltpolitische Tragödie will es, dass sich Israel und die umliegenden arabischen Länder spinnefeind sind. Trotz teilweise gegenseitiger diplomatischer Anerkennung. Dort die Araber, hier die Juden. Schwamm drüber. Die israelischen Behörden wollen die Original-Reisepässe aller Passagiere sehen, sogar jener, die das Schiff nicht verlassen. Sie nehmen sich das Recht auf individuelle Befragung aus. Unser Handgepäck, das jedes Mal beim Einchecken durchleuchtet wird, erlebt dieselbe Prozedur auch beim Auschecken. Im Hotel Herods am Toten Meer, zwei Reisestunden hinter Eilat, schmieren wir uns mit Fango ein und schweben anschliessend im hochgradig mit Mineralien versetzten Wasser. Die Busfahrt dorthin, 400 Meter unter den Meeresspiegel, folgt der Senke, welche vor zwei Millionen Jahren entstanden sein soll, heute eine beinahe vegetationslose Einöde. Mehrfarbige Hügelzüge begrenzen sie. Später folgt die Wüste Negev, die eher einer Steppe gleicht.

Dead See, Israel bathing and reading

Dead See, Israel
 reading while bathing

Die deutschsprachige Begleitperson im Rentenalter füttert uns unterwegs mit Daten über Israel und seine Bevölkerung, die zahlenmässig jener der Schweiz nahekommt. Eigentlich verwunderlich, haben wir doch auf der ganzen Strecke bloss Wüsten und wüstenähnliche Landschaften gesehen. Grün ist der Boden einzig an Stellen, wo Grundwasser aus einem unterirdischen See gefördert wird. Riesige Gewächshäuser entlocken der Erde dort Gemüse, auch für Europa. Die Grenze zu Jordanien verläuft irgendwo in der Mitte dieser ausgedehnten Ebene. Etwas vor der Staatsgrenze, so unser Experte, sei ein Zaun gespannt, um die Migration von Tieren zu unterbinden. Tut er offensichtlich äusserst erfolgreich, haben wir doch keinerlei Vierbeiner in dieser unwirtlichen Gegend entdeckt. Ob er etwa syrische Kriegsflüchtlinge, von denen über eine Million im Nachbarland Jordanien Zuflucht gesucht haben, mit gemeint haben könnte mit dem Sammelbegriff Tiere, verbiete ich mir, nachzufragen. Politisch äussert sich der Reiseführer auf der Rückfahrt nach Eilat. Sein persönlicher Pessimismus sieht auf  absehbare Zukunft keine Lösung im Konflikt mit den Palästinensern. Israel werde aber die Westbank (die besetzten Gebiete westlich des Jordans) wohl nie annektieren, da sonst die schneller wachsende arabische Bevölkerung irgendwann die Mehrheit im Staate Israel erlangen könnte… Zurück in Eilat, wo dank dem Status einer wirtschaftlichen Sonderzone die 18% Mehrwertsteuer auf Einkäufen nicht erhoben wird. Entsprechend werden wir in einen Laden mit allerhand Schönheitsmitteln geführt. Derlei Produkte haben dank dem mineralhaltigen Toten Meer stark an Bedeutung gewonnen.

10.4.  Auf hoher See

Die Einschiffung in Eilat verlief völlig problemlos. Ein kurzer Blick in den Reisepass und den Stempel im Beiblatt durch den israelischen Beamten vor dem Schiffssteg, und wir waren wieder an Bord (ein Beiblatt ist vonnöten, weil viele arabische Staaten niemanden einreisen lassen mit israelischen Stempeln im Pass). Jetzt nimmt die Costa Fortuna Kurs auf das Rote Meer zurück und wird gegen Morgen den Suezkanal erreichen. Ungewohnt kühle Böen strafen jene Frühaufsteher ab, welche vor sieben Uhr wieder sämtliche Liegen für sich reserviert haben. Ein niederländisches Ehepaar in gesetztem Alter verrät uns im Restaurant, weshalb es nie wieder mit Costa reisen werde. Unter andern Gründen nennt es die Griesgrämigkeit des Personals, besonders am Morgen, aber auch das knauserige Angebot an Fisch zum Frühstück und eben dieses ungeahndete Beschlagnehmen von Liegestühlen, mitunter gar einem im Schatten und einem zweiten an der Sonne von derselben Person. Andere Reedereien würden Mitarbeiter damit beschäftigen, unbemannte Stühle nach einer Stunde abzuräumen.

Sunset on board

Sunset on board

Ich mache heute Morgen die Probe aufs Exempel und suche zwei freie Liegen neben einander, bevor ich vor sieben Uhr meine 500 kcal im Gym abstrampeln gehe. Erst im hintersten Teil des Decks finde ich zwei im Halbschatten. Persönlich erfrischen sich erst geschätzte zwei Dutzend Frühaufsteher an der Morgensonne. Zu den garstigen Böen kommen später Klempner, die sich daran machen, irgendwelche Leitungsröhren und ihre Halterungen zu ersetzen, so dass anstelle der lärmgeplagten Aktivitäten an anderen Stellen des Oberdecks das Fräsen und der entsprechende Staub das gern kolportierte Urlaubsgefühl von Genuss pur relativieren.

11.4. Transit des Suezkanals

„Am 17. November 1869 wurde der Kanal für den Schiffsverkehr freigegeben. Er ist 162 km lang, 146 m breit und 15 bis 24 m tief.“ So steht es im heutigen  Today, dem täglichen Bordmagazin. Das wirft Fragen auf. Herr Rudolf  Diesel erfand den nach ihm benannten Motor erst viel später. Mit welchen Hilfsmitteln wurde diese Mammutleistung erbracht?

Suez-Kanal - Warten auf die Einfahrt

Suez-Kanal – Warten auf die Einfahrt

Die Durchfahrt wird im Konvoi von beiden Seiten her gleichzeitig abgewickelt, wobei das Kreuzen nur an einer Stelle, im Bittersee, möglich ist. Als Unwissender beginne ich zu rätseln. Wenn die Durchfahrt, wie vom Kapitän über Lautsprecher verkündet, mit bloss 17 km/h erfolgt, dann dauert sie gemäss Adam Riese fast zehn Stunden. Wo bleiben die übrigen Schiffe des Konvois, welche in der Morgenfrühe wie kriegsmüde Armeefahrzeuge vor dem Eingang zum Kanal lagerten? Einiges klärt sich, als der Kapitän von der Kommandobrücke aus verlautet, dass infolge technical problems einiges durch einander geraten sei und daher der Hafen von Heraklion auf Kreta nicht angelaufen werde, um die verlorene Zeit aufzuholen. Es ist dies bereits die zweite uns zu Ohren gekommene Panne auf dieser Kreuzfahrt. Die erste Verspätung von ein paar Stunden konnte dank drei Seetagen problemlos aufgefangen werden. Das linke Ufer des Kanals ist fast durchwegs begrünt, während auf der Sinai-Seite Wüste vorherrscht. Von dort weht ein starker Seitenwind, weshalb man sich fragt, ob keine Massnahmen gegen das Verschieben von Flugsand in den Kanal angewendet werden. Wie oft musste das Kanalbett wohl in seinen 145 Jahren ausgebuddelt werden? Und wie gestaltet sich eine solche Operation? Eine riesige Hängebrücke gewahren wir noch bei Tageslicht aus der Ferne, aber das Schiff benötigt ein paar zusätzliche Stunden nach Einnachten, um den Transit des Kanals zu vollenden. Der Kapitän (il comandante) lässt sich am verabredeten Kapitäns Dinner entschuldigen, wird aber zweifellos auf der Gratisfoto für Costa Club Mitglieder trotzdem als Fotomontage erscheinen.

12. 4. Suezkanal

„Sehr geehrte Gäste, wir informieren Sie im Namen des Kapitäns, dass aus technischen Gründen wir nicht in der Lage sind, mit maximaler Geschwindigkeit zu fahren, um in Savona fahrplanmässig anzukommen. Der vorgesehene Halt in Neapel wird deshalb gestrichen. Wir navigieren unter höchsten Sicherheitsbedingungen und kommen am Dienstag voraussichtlich vor 9 Uhr in Savona an. Die Gäste, welche in Neapel ausschiffen wollten, werden die höchste Assistenz erhalten und von Genua mit einem Charterflug nach Neapel geflogen. Um die Unannehmlichkeiten zu mildern, erhalten alle Gäste hundert Euro pro Kabine ihrem Bordkonto zugeschrieben. Wir entschuldigen uns … und danken…“ So lautet die Lautsprecherdurchsage.

Suez-Kanal - eröffnet 1869

Suez-Kanal – eröffnet 1869

Ein Zusatzpunkt für das früher erwähnte niederländische Ehepaar, das diese Kreuzfahrt als Schlechteste von vielen auf den Weltmeeren bezeichnet hatte, lange noch bevor technische Probleme dazu kamen.

Suez mit Moschee

Suez mit Moschee

Gestern war erst von Heraklion, das nicht angefahren werde, die Rede. Die heutige Kunde vom Nichtanlegen in Neapel führt unter den italienischen Gästen zu tumultartigen Reaktionen. Der Auflauf vor dem Kundencenter ist für fremde Ohren Besorgnis erregend. Die kollektive Wut hält an. Die tägliche Show im Theater wird mit einer Kurzmitteilung in Englisch abgesagt, da die aufgebrachte Menge ihre Demo auf der Bühne fortsetzt.

Suez canal transit

Suez canal transit

Was ihre Forderungen sind, kann ich nicht erfahren, da ich seit morgen früh flach liege. Der Wind auf dem Suezkanal hat bei mir Halsweh, Husten und Kopfweh ausgelöst. Einen zusätzlichen zeitlichen Rückschlag erhält die Besatzung durch eine Evakuation mittels Helikopter von zwei Personen, wodurch die Fahrt eine geschätzte Stunde unterbrochen oder verlangsamt werden muss.

14.4. Letzter Tag auf See

 Gestern Abend ging die Abschiedsparty über die Bühne des Theaters. Was mit Schaumwein und Canapés anfing, wurde, durch die Anwesenheit des Kapitäns, der eine Entschuldigung in mehreren Sprachen verlas oder übersetzen liess, zu bissigen Attacken gegen die Informationspolitik und das schlechte Management genutzt. Verschiedene Voten von Gästen in Sprachen, denen der Kapitän nicht mächtig war, mussten übersetzt und die Antwort rückübersetzt werden. Worauf eine Französin in ihrer Sprache wissen wollte, was der deutsche Gast eben gefragt habe, etc. Wirklich Grund zu Missmut hatten meiner Meinung nach nur jene Passagiere, welche in Neapel aussteigen wollten, da sie nun einen Tag länger unterwegs sind. Erst auf deren Begehren hin wurde temporär freies Internet für eine Stunde pro Gast angeboten. Der Theatersaal hatte sich schon zur Hälfte entleert, da viele Gäste zum Nachtessen gingen, als der leicht überforderte comandante immer noch mehr oder weniger wüste Beschimpfungen über seine Person oder das Management einstecken musste. Aus meiner Sicht hat der Kapitän in angemessener Weise über die Pannen informiert. Dass er als ‚Milderung’ der Kreuzfahrt für das Nichtanlaufen zweier Häfen 100 Euro pro Kabine und nicht pro Gast gutschreiben lässt, ist kleinlich. Das sei Gegenstand von Verhandlungen mit dem Hauptsitz in Genua, antwortete er auf einen entsprechenden Vorhalt. Wie er auch mehrmals betonte, dass alle gefällten Entscheide mit den Vorgesetzen in Genua und der Küstenwache Italiens sowie den Behörden des Suezkanals abgesprochen worden seien.

Costa Fortuna, Dinner Table, with neighbors: Michiko, Joe, Koni, Evi, Jakob, Annemarie

Costa Fortuna, Dinner Table, with neighbors:
Michiko, Joe, Koni, Evi, Jakob, Annemarie

Der letzte Tag auf See ist Sonnenschein pur. Michiko zieht nochmals alles in sich hinein, Gym, Sprudelbad, Sauna, Tanz mit Jose und Geisa (Tanzanimatoren aus Brasilien), Sonnenliegen, Sushi zum Mittagessen und am Nachmittag ein letztes Mal die grossen ‚S’  Sünnele, Sauna, Sprudelbad, Shopping.

E-Mail:

Zusammenfassung für die Zuhause Gebliebenen:

Die Sonne brannte, fiebermässig

Die Kilos kletterten, unbarmherzig

Kameras klickten, unablässig

Das Bordkarten-Soll stieg an, saumässig

Wir gingen an Land, regelmässig

Die Erinnerung daran, unvergesslich

Die Piraten blieben, unaufsässig

Das Internet lief, mittelmässig

Schweizerdeutsch hörte man, übermässig

Wer alt sich fühlte oder hässlich

Abhilfe gab es hier, tatsächlich

Denn eine Kur wirkt, zuverlässig:

Fresssucht glättet Falten, oberflächlich

Kreuzfahrten…man meidet oder findt sie lässig.

15.4. Ankunft in Savona

Die Rückfahrt in die Schweiz mit Reisebussen ist auf den Nachmittag angesagt. Die modernen Autocars bringen bei dieser Gelegenheit neue Kreuzfahrtgäste aus der Heimat. Es bleiben uns einige Stunden Wartezeit an Bord, wo wir uns vor der Abreise nochmals an den Büffets für das Mittagessen bedienen. Wir hören mehrmals über die Bordlautsprecher die Warnung in verschiedenen Sprachen: „Da das Schiff zurzeit betankt wird, ist es streng verboten auf der rechten Schiffseite zu rauchen!“

Arrival at Savona, Costa terminal

Arrival at Savona, Costa terminal

Die Costa Fortuna wird also bereits heute Abend Kurs Richtung Spanien nehmen. Falls das technische Problem bis dann ungelöst sei, würden die Spezialisten mit an Bord gehen und unterwegs an der Lösung weiter arbeiten, erklärt  uns ein Mitglied des Animationsteams. The show must go on!  

Copyright 2014 by Josef Bucheli